BLICKWINKEL
Im Gespräch mit Andi Knoll
In der Interviewreihe
„Blickwinkel“ spricht Ö3-Moderator Andi Knoll über den einmal pro Jahr
stattfindenden „Eurovision Song Contest“.
Jedes Jahr
suchst du mit Österreich einen neuen Kandidaten
für den „Eurovision Song Contest“. Dein Urteil, warum Österreich in den letzten
Jahren immer so schlecht abgeschnitten hat?
Ich glaube, Österreich liegt nicht auf der geistigen Landkarte der Songcontest-Zuschauer.
Wir sind zu klein, zu unbedeutend. Mit Österreich verbindet man sehr wenig und
schon gar keine Popmusik. Dass „Red Bull“ aus Österreich kommt, weiß die Welt
nicht und den Schwarzenegger braucht niemand mehr.
Geht es
nicht allein um den Song?
Beim „Eurovision Song Contest“
geht es um alles außer um Musik! Wobei sich das gerade ein bisschen zu ändern
beginnt. Aber im Prinzip geht es darum: Was verbindet man mit dem Land, das
gerade singt? War ich da schon mal? Mag ich die? Sonst schickt man ja keine
SMS.
Du
kommentierst den „Song Contest“ für Österreich. Wie bereitest du dich auf dieses Event vor?
Zehn Tage bevor das Event
startet, bin ich vor Ort in Meetings und Pressekonferenzen. Vor den einzelnen
Sendungen gibt’s dann drei Proben. Ich muss mir in einer Woche zwölf Mal den
„Song Contest“ live anschauen! An dieser Stelle bitte ich um ein bisschen
Mitleid (lacht).
Ja,
klingt ein bisschen viel! Und wie ist das für den Teilnehmer selbst? Ist man
nicht einem immensen Druck ausgesetzt?
Den Druck machen sie sich
selber. Wenn man dort ist, bekommt man immer den Eindruck, den Contest diesmal
wirklich gewinnen zu können. Ich mach das schon zum elften Mal. Mittlerweile
denke ich, dass man sich nicht so viele Hoffnungen machen und die Woche
genießen soll.
Bedeutet
eine schlechte Platzierung für den Künstler nicht das Ende seiner Karriere?
Erinnert man sich doch an die No Angels mit dem drittletzten Platz:
Du, die waren ja davor ah nimma
erfolgreich. Man sollte erst gar nicht mal dahin fahren, wenn man live nicht
singen kann. Da sieht man dann, bei wem im Tonstudio herum geschraubt wurde.
Ich glaube nicht, dass der „Eurovision Song Contest“ heutzutage noch Karrieren
zerstören kann. Dafür ist er viel zu unberechenbar und wohl auch zu wurscht.
Man
nimmt dann beim „Eurovision Song Contest“ teil, wenn es karrieretechnisch nicht
mehr so gut läuft?
Soll schon mal vorgekommen sein
(schmunzelt). Aber vor allem in ost- und südosteuropäischen Ländern ist das
ganz anders. Da schickt man die Stars der Stars zum „Song Contest“. Da ist sich
niemand zu schade dafür. Das ist oft ein nationales Anliegen! Würde dann in
unserem Fall heißen, dass Fendrich oder Ambross fahren. Ob wir damit aber
größere Chancen hätten, ist fraglich.
Es ist
auch immer die Rede davon, dass vor allem Teilnehmer aus den östlichen Ländern
zusammenhalten und sich gegenseitig Punkte zuschieben.
Naja! Da unterstellt man immer
gleich Packeleien, die in irgendwelchen verrauchten Hinterzimmern von
ehemaligen KGB-Mitgliedern ausgemacht werden. So ist es ja nicht! Viele
Kandidaten, die zum „Eurovision Song Contest“ geschickt werden, sind über die
Grenzen hinaus Superstars. Ein Star aus der Ukraine ist auch ein Star in
Russland und umgekehrt. Es ist ein gemeinsamer Kulturkreis. Da macht das
Resultat der Punktevergabe schon Sinn. Wir Österreicher haben mit unseren
Nachbarn ja nicht gerade Liebesbeziehungen. Von Vetodrohungen über
zweisprachige Ortstafeln bis hin zu Kosenamen wie „Piefke“. Sehr wundern müssen
wir uns nicht, wenn keiner für uns anruft.
Und wie
ist das bei den Teilnehmern -, gibt’s da Neid und Missgunst?
Nein gar nicht. Super ist die
Stimmung dort! Es ist a bissel wie beim Schi-Lager. Du hast eben Leute
aus ganz Europa und die machen gemeinsam Musik. In den jeweiligen Hotels wird
dann gleich am Klavier geklimpert und alle Nationen singen mit. Das ist
eigentlich das Lässige am „Song Contest“. Es ist eine der wenigen
Veranstaltungen, wo der ganze Kontinent an einem Abend vorm Fernseher sitzt.
Man könnte fast glauben, die Europäische Union funktioniert doch!
Müsstest
du selbst für Österreich beim Contest singen, wie würde dein Song ausschauen?
Ich wäre so lustig wie Alf
Poier, ich würde so gut singen wie Nadine Beiler und hätte mindestens so viele
Federboas wie bei Eric Papilaya. Ich hätte wahrscheinlich das beste Lied aller
Zeiten. Und dann werde ich doch nur Achtzehnter. Drum lass ich´s lieber
bleiben.
Deine
persönliche Meinung über den „Song Contest“?
Ich finde den „Song Contest“
wirklich ganz toll! Man lernt so die ganzen Hauptstädte Europas kennen und wie
man auf Französisch bis zwölf zählt. Wer uns dort vertritt beziehungsweise wie
die dann abgeschnitten haben, darüber regt sich das halbe Land tagelang auf.
Und das alles mit einem Format, das drei Stunden dauert und wo am Ende Songs
miteinander verglichen werden, was ja an sich ein absurder Grundgedanke ist.
Genial! (c) Johann Baczak